Die Villa von Julius Dingler jun.

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Julius Dingler jun.

Gartenstr. 15
66842 Zweibrücken

Baujahr 1925

In den frühen 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts beschloss Georg Christian Julius Dingler (geb. 3.7.1864 - gest. 17.2.1936) ein eigenes zeitgemäßes Haus zu bauen. Er war Enkel des Firmengründers, und nach dem Tod seines Schwagers Johann Baptist Wolff im März 1907 alleiniger Gesellschafter des Unternehmens „Dingler’sche Maschinenfabrik AG“.

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Kutscher- und Fahrerhaus, Fahrenbergstr. 7

Die Bauplatzwahl konzentrierte sich nach einiger Zeit auf die freie Felderfläche oberhalb des Dingler’schen Grundbesitzes am Fahrenberg. Dort gab es bereits ein Haus direkt an der Fahrenbergstraße (später mit der Hausnummer 7): Die Unterkunft für Kutscher und Fahrer, erbaut ca. 1880. Dieses Haus ist noch heute weitgehend original erhalten in gut restauriertem Zustand.

Man darf vermuten, dass Wert daraufgelegt wurde, die Villa mit deutlichem Abstand zum Kutscherhaus zu bauen. Dazu war es notwendig, eine eigene Zufahrt zu schaffen. Das war südlich des Kutscherhauses von der Fahrenbergstraße nach Westen schräg ansteigend möglich. Es sollte ein dem Geschmack der Zeit entsprechendes Art déco-Haus werden. Im Grundbuch ist der Architekt leider nicht erwähnt. Die bisherige intensive Suche nach diesem besonders geschulten Architekten führte leider nicht zum Namen.

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Haupteingang der Villa

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Villa: Eingang für Hausangestellte (mit alter Originaltüre) 

Durch die neue Zufahrt bestimmt, wurde der Haupteingang an der Südostecke des Hauses geplant. Die Schräge des Grundstücks forderte an der Südseite ein Untergeschoss. Zum Hauseingang führt eine etwas längere Treppe zum Erdgeschoss hinauf. In diesem wurden nach Süden Wohnräume geplant. Vor dem Esszimmer im Westen eine Terrasse vorgesehen (später überdacht mit einem Spitzgiebel und innen mit einem Tonnengewölbe).

Die Küche sollte im Norden liegen, die Schlafräume mit Bad im Obergeschoss.

Ebenfalls im Norden führte ein Eingang (Tür noch original erhalten) zur Wohnung für Hausangestellte mit steiler schmaler Originaltreppe ins Dachgeschoss: Hier kleine
Küche, Bad mit Toilette sowie Aufenthaltsraum und drei Schlafkammern für das Hauspersonal. Die Verbindung Personal – Haus auf der Schlafetage war über eine Tür möglich, die nur von der Eignerseite zu öffnen war.

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Villa: Fallrohr, durch Steinvorsprung geschützt

Die Fallrohre für das Regenwasser von der Dachrinne an drei Hausseiten wurden durch Öffnungen im vorspringenden steinernen Fries zwischen Unter- und Obergeschoss und durch vorspringende Steine in Höhe des Erdgeschosses gesichert. Dadurch entstand eine schöne Gliederung von diesen drei Hausfassaden.

Entsprechend der Art déco-Zeit entstand ein schiefergedecktes Pyramidendach mit vier großen Gauben und deutlichem Dachüberstand. Vier geschweifte Kamine vereinten sich im Zentrum des Daches zu einem gemeinsamen Kaminblock.

Entstanden ist ein klar gegliedertes Haus mit stark prägenden klassizistischen Elementen: Halbsäulen am Südwestbalkon, Steinbrüstung mit Strahlensteinen über dem Eingang, breiter und deutlich vorspringender Fries zwischen Unter- und Obergeschoss. Bezogen wurde das Haus von der Familie Julius Dingler jun. im Jahr 1925.

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Villa: Gartenansicht von Südwesten - Überdachte Terrasse mit Spitzgiebel, innen mit Tonnengewölbe

Der Antrag auf Eintragung ins neue Grundbuch erfolgte am 15.8.1924: Eingetragen wurde am 11. September 1924 als Eigentümer „Dingler’sche Maschinenfabrik AG“. Eine Umbenennung in „Dinglerwerk AG“ erfolgte am 16.4.1936.

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Julius Dingler auf dem Südbalkon (1930er Jahre) mit seinem Schäferhund

Ein Foto der 1930er Jahre zeigt Julius Dingler mit seinem Hund auf dem Südbalkon.

 

Nach dem Tod von Julius Dingler im Februar 1936 wohnten hier nach einer Übergangszeit leitende Angestellte des Werks. Dem Grundbuchamt wurde am 21.6.1971 als Eigentümer „Demag Baumaschinen GmbH“ gemeldet. Ein Verkauf des Hauses an Johann Gerhard Zinnen erfolgte am 22.5.1973, eingetragen ins Grundbuch der Stadt Zweibrücken am 10.4.74.

Der KfZ-Sachverständige Zinnen richtete sein Büro im Untergeschoss ein. Das Dingler-Wohnhaus blieb im Wesentlichen im Original belassen.
Eine Anzeige im Grundbuchamt der Stadt Zweibrücken vom 28.2.2002 meldete neue Eigentümer, eingetragen am 18.4.2002. Sie waren hocherfreut, ein Haus im weitgehenden Originalzustand gefunden zu haben. Es setzten vorsichtige Erhaltungsarbeiten und sachgerechte Restauration ein: Die Hauseingangstür wurde nach alten Fotos nachgebaut, Fußböden ergänzt, Holzteile aufgearbeitet, Zu- und Ableitungen erneuert, eine neuzeitliche Elektrifizierung teilversteckt.

Das Anwesen ist inzwischen von der Obersten Denkmalbehörde der Landesregierung als Baudenkmal der Stadt Zweibrücken unter Schutz gestellt (Juli 2013).

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Historischer Plan der Gartenanlage

Aus einigen alten Plänen ist die frühere Gartenanlage ersichtlich. Danach konnte der Garten historische ausgerichtet neu entstehen. Die frühere Zufahrt ist nach Aufarbeitung wieder nutzbar. Ein schmiedeeisernes Tor führt zum Grundstück.

Die stilgerechte Restaurierung von Haus und direkter Umgebung lässt Besucher dessen Entstehungszeit wieder erleben.

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Historischer Plan der Gartenanlage

Ein privates Ensemble der Zweibrücker Industriezeit ist hier in hervorragendem Zustand der Nachwelt mustergültig erhalten. Das Haus ist nun in seiner historischen Prägung wiedererstanden und stellt damit einen eindrucksvollen Ort des frühen 20. Jahrhunderts und der Zweibrücker Industriekultur dar.

Literaturverzeichnis

Grundbuch: Die zugehörigen Dokumente der Stadt Zweibrücken wurden zunächst nur archiviert, dann aber ab 1926 öffentlich ausgelegt und damit auch für Bürger einsehbar

Dingler’sche Maschinenfabrik AG (Hrsg.) „Hundert Jahre Dingler 1827 bis 1927: Geschichte und Entwicklung der Werke“. J. Ph. Walther Buch- und Kunstdruckerei Mannheim 1927

Ludwig, Hans „Die Industrialisierung Zweibrückens ‚Die Dinglerwerke‘… Ein Stück deutscher Industriegeschichte“. Selbstverlag 1991

Glück-Christmann, Charlotte / Stadtarchiv Zweibrücken „Ein langes Jahrhundert: Zweibrücken 1793-1918“. P. Jung GmbH, Blieskastel 2002

Stadtverwaltung Zweibrücken (Hrsg.) „Denkmalschutz in Zweibrücken Einzeldenkmäler und Denkmalzonen“. Untere Denkmalschutzbehörde 2013
(https://www.zweibruecken.de/de/verwaltung/aemter/stadtbauamt/denkmalschutz/60-denkmalgeschuetzte-haeuser.pdf?cid=15g)

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Bearbeitung

Dr. Gerhard Herz / Freundeskreis Zweibrücker Industriekultur

November 2023

Bauunterlagen sowie alte Fotos und Pläne aus dem Hausarchiv von den Eigentümern zur Verfügung gestellt und zur Veröffentlichung freigegeben.

Eigene Fotos, Juli und August 2022, ebenfalls vom Eigentümer zur Veröffentlichung freigegeben

 

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