Ehemalige Pörringer & Schindler GmbH: ‚Erinnerungslandschaft‘ in Form von historischen Fotografien im EDEKA-Markt am Hilgardplatz

Beschriftungen und Verknüpfung mit dem Internet

Vorbemerkung

Die folgenden Seiten sind als Entwurf zu verstehen. Bilder und Texte wurden jüngst unter einer eigenen Rubrik in die Website der Zweibrücker Industriekultur e.V. eingestellt. Kommentare und Korrekturen bitte an d.soyez@uni-koeln.de.

Sämtliche Bilder zeigen den Stand vom 11. November 2024, so wie er uns von der Firma Team-Expo GmbH in bad Kreuznach übermittelt wurde, dem Kooperationspartner von Edeka Ernst in Zweibrücken am Hilgardplatz.

Die Reihenfolge von Bildern und Text ist im Folgenden genau so angeordnet, wie man sie nacheinander im Eingangsbereich und dann an den Türen sieht, wenn man den Markt immer an den Außenwänden entlang bis zur Cafeteria abläuft...

Texte in Kursivschrift werden nicht im Markt gezeigt. Sie können aber mit Hilfe der QR- Codes an den Türbildern im Internet aufgerufen werden.

Die kurzen einleitenden Zeilen (in Fett) stellen kurze inhaltliche Beschreibungen an jeder Tafel im Markt dar.

Die im folgenden gezeigten Bilder entstammen überwiegend Produktkatalogen von Pörringer & Schindler sowie der einleitend genannten Festschrift zur Feier des hundertjährigen Bestehens des Unternehmens im Jahre 1977.

Die technischen Angaben wurden von Herrn Manfred Cebulla verfasst, für die Gesamtredaktion stehen er und Dietrich Soyez aus dem freundeskreis Zweibrücker Industriekultur gemeinsam.

Zweibrücken, im Dezember 2024

‚Begrüßungstext‘ und Luftbilder an den Wänden links und rechts im Eingangsbereich Willkommen im EDEKA-Markt ... und auf einem der bedeutendsten ehemaligen Industriegelände der Stadt Zweibrücken!

Dieses EDEKA und der gesamte Bereich des Hilgardmarkts liegen auf dem früheren Werksgelände der Firma Pörringer & Schindler (gegründet 1877 als Pörringer & Schwartz). Bis ins Jahr 2002 wurden hier Armaturen für unterschiedliche Anwendungen hergestellt, mit Rohrleitungsdurchmessern von 25mm bis 1.000mm. Unter Armaturen versteht man Werkstücke - in der Regel aus unterschiedlichen Eisentypen - mit denen man Ströme von Flüssigkeiten oder Gasen in Rohrleitungen freigeben oder absperren kann.

Die zum Werk gehörende Gießerei produzierte die verschiedensten Gussteile sowohl für die Herstellung von Armaturen als auch für Spezialanwendungen unterschiedlichster Nutzer. Das können Maschinenteile oder Armaturen für die Regelung von Pipelineströmen.

An dieser Stelle haben über mehr als ein Jahrhundert viele Tausend Arbeiterinnen und Arbeiter ihr Leben lang ‚geschafft‘, viele von ihnen buchstäblich im Schweiße ihres Angesichts, weil sie - zum Beispiel am Schmelzofen - ununterbrochen mit geschmolzenem oder glühendem Eisen umgehen mussten.

Die Leitungsgruppe von EDEKA Ernst hat in ihrem Markt seit der Neueröffnung mit vielen Schnappschüssen aus der industriellen Welt von P&S dankenswerterweise die erste große Erinnerungsstätte zur Zweibrücker Industriekultur geschaffen. Die hier verwendeten Bilder stammen aus Katalogen des Unternehmens oder auch von früheren Mitarbeitern.

Rechte Wand im Eingangsbereich

1. Pörringer & Schindler: Frühere Werksgelände in Zweibrücken

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Schrägluftbild 1928: P&S-Gesamtwerk (Blickrichtung Osten, oben die Saarlandstraße mit der Festhalle (ganz rechts). Kleines Bild: Titelseite eines frühen Produktkatalogs.

Ergänzende Erläuterungen auf der Webseite Zweibrücker Industriekultur

Die auf der rechten Seitenwand des Eingangsbereichs gezeigte Luftaufnahme stammt aus dem Jahr 1928, also lange vor dem Zweiten Weltkrieg. Die allgemeine Blickrichtung ist Osten: Quer über das obere Viertel des Bildes verläuft die Saarlandstraße, darunter nimmt mittig das Hauptwerk (Werk 1) von P+S fast den gesamten Raum zwischen Hofenfelsstraße (links unten schräg ins Bild ziehend), Hilgardpark (unten) und Hilgardstraße ein. Letztere zieht von der Saarlandstraße markant als Hauptachse nach unten (im rechten Bilddrittel). Eingeblendet ist auch die Titelseite des ersten Firmenkatalogs aus dem Jahr 1878.

Entlang ihrer linken (also nördlichen) Seite ist die Gießerei für Grauguss zu sehen, also die im Armaturenbau am häufigsten verwendete Eisen-Kohlenstoff-Legierung.

Rechts der Hilgardstraße sind zahlreiche mehrstöckige Wohnhäuser zu erkennen, erbaut um die Wende vom 19. Ins 20. Jahrhundert. Einige wurden erbaut und bewohnt von P+S-Angestellten. Einige Gebäude sind bis heute erhalten, wenn auch nach Kriegsschäden zum Teil unter Zerstörung alter Fassadenmerkmale erneuert und umgebaut. Links unten ein Teil der Hofenfelsstraße, mit dem massigen Bau der ehemaligen Oberrealschule / Gymnasium direkt am linken Bildrand (heute ehem. Hauptschule Nord).

Am oberen Bildrand über der Saarlandstraße, also östlich des Hauptwerks, ist das Werk 2 zu sehen, die ehemalige Stahlgießerei. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Links auf der Hofenfelssstraße, fast genau dort, wo heute Eingang und Einfahrt auf den Parkplatz Hilgardmarkt liegen, ist auch noch das ursprüngliche Gründerhaus der Vorgängerfirma Pörringer & Schwartz zu erkennen. Schräg gegenüber sieht man darunter das markante Schulgebäude der ehemaligen Oberrealschule bzw. Gymnasium, heute frühere Hauptschule Nord, jetzt mit unterschiedlichsten Nutzungen (z.B. Jugendkunstschule, Jugendbibliothek, Versammlungs- und Übungsräume etc.).

Hier ist auch deutlich, dass der heutige Edeka-Markt – östlich direkt anschließend an die Bäume des Hilgard-Parks - einen erheblichen Teil der ehemaligen P&S-Armaturenfertigung einnimmt (mit den für viele damalige Industrieanlagen typischen schrägen Shed-Dächern zur Verbesserung des Lichteinfalls auf die Arbeitsplätze). Das gesamte Werk war aber in seiner Blütezeit etwa vier Mal so groß und reichte weit in die Dr. Ehrensbergerstraße hinein bis an die Bauwerkerstraße. Danach ist es nicht mehr erweitert worden, denn bald war es ja von der ständig wachsenden Stadt völlig umschlossen. Auf den Werksgeländen selbst hat es aber über viele Jahrzehnte Umbauten, Anbauten, Umnutzungen und Abrisse gegeben.
Zu sehen ist auch ein Teil der Rennwiese (mit der kleinen Tribüne), und der Vorkriegsbau der Festhalle.

(Quelle: Das Luftbild stellt eine Abbildung aus der Festschrift zum Jubiläum des 100-jährigen Bestehens der Firma dar / Pörringer & Schindler GmbH (1977). Zweibrücken: Merkur Druck)

Linke Wand im Eingangsbereich

2. Pörringer & Schindler Armaturen (PSA), Guss (PSG) und Umformung (PSU)

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Schrägluftbilder des Werks in Zweibrücken (oben rechts) sowie die in den 1990er Jahren erworbenen Zweigwerke Kleve (Niederrhein, links mitt) und Lauta (Sachsen), darunter Werkstücke der Zweibrücker Gießerei.

Ergänzende Erläuterungen auf der Webseite Zweibrücker Industriekultur

Es liegt oft im Interesse von Unternehmen, die Kontrolle über das gesamte ‚Produktleben‘ eines Werkstücks zu behalten, also auch dessen Reparaturen auszuführen. Um diese Dienstleistung zu verbessern und zu erweitern, wurden ab den 1990er Jahren unterschiedliche Serviceleistungen für Armaturen angeboten, so in den Werken Kleve und Lauta.
Im unteren Bereich des Bildes Werkstücke aus der Zweibrücker Gießerei: Eine Seiltrommel und ein Hackerrotor aus Spezial-Gusseisen (bildmittig links Glasvitrinen des Edeka-Markts, sie haben also nichts mit P+S zu tun).

Die Bilder im Markt selbst

3. PSA

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Hydraulische Ständerpresse im Zweigwerk Lünen (oben), Versand (mittig) und aus PSG ein komplizierter Kern zu einer Gießform für eine Kundenbestellung (unten).

Ergänzende Erläuterungen auf der Webseite Zweibrücker Industriekultur

Außer der hydraulischen Ständerpresse (oben) ist mittig im Hintergrund zu sehen, wie in Zweibrücken Armaturen zum Versand verladen werden.

Unten im Vordergrund ist aus dem Gießereibetrieb ein komplizierter sog. Kern zu einer Gießform abgebildet. Er ermöglicht den Abguss eines vom Kunden gewünschten Armaturenteils.

4. PSG: Beispiele aus der Gießerei

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Unten ein sog. Gussbaum mit vielen identischen Einzelteilen, darüber eine Vorrichtung zur Reinigung von Armaturenteilen, oben Blick in Versandvorbereitung.

Ergänzende Erläuterungen auf der Webseite Zweibrücker Industriekultur

Unten im Bild ist ein sog. Gussbaum abgebildet, also ein Werkstück aus mehreren identischen Einzelteilen. Sie werden im Kern der Sandform in einen gemeinsamen Hohlraum gegossen und sind nach dem Erkalten und Säubern leicht voneinander zu trennen.

Bildmitte: In einer sog. ‚Strahlkabine‘ werden rostfreie Armaturenteile intensiv gereinigt, zum Beispiel mit Hilfe eines Sandstrahlgebläses.

Das obere Bild erlaubt einen Blick ins Zweibrücker Lager und zeigt Versandvorbereitungen am Ende des Fertigungsprozesses

5. Leergut-Rollenband

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Verschweißen einer Rohrnaht, darunter Maschinenteile für Gießereikunden. Im dritten eingerahmten Bild von oben ist ein sog. Kugelhahn (s. Abb. 8) mit hydraulischen Schwenkbetrieb zu sehen.

6. Weitere Beispiele aus PSA Zweibrücken

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Funktionsprüfung einer Armatur (oben), darunter ein sog. Keilplattenschieber.

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Im Bild oben prüft ein Mitarbeiter mit Hilfe eines Prüfautomaten Funktion und Dichtheit einer Armatur.
Rechts unten ist ein pneumatisch angetriebener Keilplattenschieber zu sehen.

7. PSA-Produktion im Zweigwerk Lünen / Westfalen

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Rechnergesteuertes Fräszentrum mit Werkzeugmagazin (oben), darunter eine repariert Fremdarmatur aus einem Armaturenservice des Unternehmens.

Ergänzende Erläuterungen auf der Webseite Zweibrücker Industriekultur

Werkzeugmaschinen wie diese werden zum Bohren und Fräsen von Werkstücken in einer Aufspannung genutzt. Im Bild wird der Werkzeugwechsel manuell vorgenommen. Es ist aber auch ein rechnergesteuerter Werkzeugwechsel möglich.

Die Einblendung unten rechts zeigt eine reparierte Fremdarmatur aus einem Armaturen- Service des Unternehmens.

8. PSA-Produktion im Zweigwerk Lünen / Westfalen

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Brennschneidesäule beim Ausbrennen eines Rohrausschnitts (oben), rechts darunter ein Kugelhahn in der Endmontage.

Ergänzende Erläuterungen auf der Webseite Zweibrücker Industriekultur

Im kleinen Bild links oben sieht man eine rechnergesteuert) Brennschneidsäule, mit der an einem Armaturengehäuse ein Rohrausschnitt ausgebrannt wird (hier ein Gehäuse zu einer Rückschlagklappe).

Im Bild darunter ist ein Kugelhahn in der Endmontage zu sehen. Unter einer Kugelhahnarmatur versteht man eine Absperrarmatur, bei der das Absperrelement aus einer Kugel aus Spezialgusseisen besteht. Als Anschauungsbeispiel hinzu gefügt ist eine Absperrkugel zu sehen (vorne links). Deutlich die rohrförmige Öffnung, die einmal das Medium in der Leitung (z.B. Öl oder Gas) durch Drehen der Absperrkugel um 90 Grad freigibt oder absperrt. Der Antrieb erfolgt von außen manuell, hydraulisch oder elektrisch.

Für den technisch spezieller Interessierten: Hier ist ein Kugelhahn des Typs KHG DN 1000 Class 600 abgebildet.

Die Produktpalette von PSA beinhaltete übrigens auch Pipeline-Armaturen für Rohrdurchmesser bis 1.000 mm. Armaturen wurden grundsätzlich auch auf Festigkeit und Funktion geprüft wurden. Dabei waren Prüfdrücke vom niedrigen einstelligen Bereich bis hin zu 325 Bar möglich. Dazu wurden geeignete Prüfverschlüsse angebracht.

9. Weitere Fertigungsschritte

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Endmontage eines Keilschiebers im PSA-Werk Lünen (links unten), darüber rechts oben ein Gießerei-Mitarbeiter beim Abguss einer Sandform.

Ergänzende Erläuterungen auf der Webseite Zweibrücker Industriekultur

Das große Bild zeigt eine Armatur, in die ein Absperrkeil montiert ist. Dieser erlaubt Freigabe oder Öffnung der Leitung. Man beachte die Größe des Werkstücks im Vergleich mit dem Mitarbeiter rechts unten.

Rechts oben wird in eine aus speziellen Sanden bestehende Hohlform (eine sog. Formmaske) flüssiges Eisen gegossen.

10. PSA-Produktion (Zweibrücken und Lünen)

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Schweißen unter Verwendung von Schutzgas (sog. MAG-Verfahren), darunter rechts ein Großbohrwerk. Das rechnergestützt oder Manuel gesteuert werden kann (Zweigwerk Lünen).

Ergänzende Erläuterungen auf der Webseite Zweibrücker Industriekultur

Schweißen mit Schutzgas, hier an einer Kugelhahn-Armatur (s. dazu auch Bild 5 und 7): Es verhindert Einschlüsse in der Schweißnaht von Stickstoff, Sauerstoff und Wasserstoff aus der Luft (Fachausdruck: Metallaktivgasschweißen / MAG). Auf diese Weise werden Schwachstellen in der Naht vermieden, die die Festigkeit beeinflussen könnten.

Unten rechts ein Großbohrwerk im Zweigwerk Lünen, das rechnergestützt oder manuell gesteuert werden kann. Hier wird an einem PSA-Armaturengehäuse der Rohranschluss bearbeitet.

11. Funktionsprüfung eines Keilplattenschiebers (rechts im großen Bild)

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Rechts oben wird ein Armaturenteil mit Hilfe von Heliumgas auf seine Dichte überprüft, links darunter ein Blick in das Technische Büro mit CAD-Arbeitsplätzen.

Ergänzende Erläuterungen auf der Webseite Zweibrücker Industriekultur

Undichte Armaturen gefährden nicht nur die Effizienz ihres Betriebs, weswegen sie routinemäßig geprüft werden. Sonderprüfungen werden auch vorgenommen, um sie gemäß der Technischen Anleitung zur Reinhaltung der Luft / TA Luft (‚Erste Allgemeine Verwaltungsvorschrift zum Bundesimmissionsschutzgesetz‘) genehmigungsfähig zu machen.

Jede Armatur muss daher vor der Auslieferung sorgfältig auf Leckagen und sonstige Funktionsfähigkeiten geprüft werden, im Bild oben Hilfe eines sog. Helium-‚Lecktests‘. Absolute Dichtheit ist nicht nur nach außen erforderlich, sondern auch im Hinblick auf Einflüssen auf den Innenraum.

12. PSA-Fertigung im Zweigwerk Lünen

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Rechnergesteuerte Brennschneidemaschine (oben rechts), darunter Instandsetzung eines Flachschiebers.

Ergänzende Erläuterungen auf der Webseite Zweibrücker Industriekultur

Das Zuschneiden von bis zu vier Werkstücken gleichzeitig aus Blechtafeln erfolgt hier auf einem sog. Brennschlitten.

Unten: Instandsetzung eines Flachschiebers mit dem beeindruckenden Rohrdurchmesser von 1.400 mm.

13. Kurzüberschrift wird nachgereicht

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Oben: Angebogene Blechteile vor der Rundwalzung

Mittig: Exponate auf dem Messestand in Hannover

Unten: Schweißen einer Rundnaht an einem Walzenkörper

Ganz unten: Ein Hydraulikgehäuse für einen Kunden

Ergänzende Erläuterungen wird nachgereicht

14. PSA-Fertigung von Rohrteilen im Zweigwerk Recklinghausen

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Fertige Rohrteile aus dem Zweigwerk Recklingshausen.

Ergänzende Erläuterungen auf der Webseite Zweibrücker Industriekultur

Diese Teile sind Ausgangsprodukte für die Armaturenherstellung. Sie werden durch Walzen und Biegen geformt.

Die kleineren Bilder links und rechts zeigen den Armaturenservice sowie Armaturen zur Instandsetzung.

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Bearbeitung (20. November 2023)
Manfred Cebulla, Dietrich Soyez / Freundeskreis Zweibrücker Industriekultur

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